Für eine Ayurveda-Kur interessierte ich mich schon lange. Schon 2004 hatte ich mich für eine dreiwöchige Kur in Kerala, Indien angemeldet – und sie dann aus Termingründen abgesagt. Diese Absage sollte sich dann aber als segensreich entpuppen. Denn exakt in der Zeit, die ich gebucht hat, verwüstete der Tsunami von 2004 viele Küstenabschnitte von Kerala und auch den, wo das Somatheeram Ayurveda Center liegt.
Dank Corona hatte ich in diesem Jahr endlich mal die Möglichkeit, mir vier Wochen am Stück Zeit für mich zu nehmen. Außerdem hatte ich im letzten Jahr beschlossen, ab diesem Jahr 2021 deutlich weniger zu arbeiten und einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Eine befreundete TT-Therapeutin, die gute Rita Menden aus Bonn, erzählte mir von ihren guten Erfahrungen im Ayurveda-Zentrum in Bad Berleburg. Es sei ein sehr authentisches Ayurveda, das hier angeboten würde. Auf ihre Aussage vertraute ich und bin ihr sehr dankbar für diese Empfehlung. Da dieses Zentrum einen Klinik-Status hat, bleibt es auch während aller Lockdown-Zeiten offen, ein sehr großer Vorteil. Allerdings wird ein negativer PCR-Test bei Ankunft erwartet.
Weil ich selbst von dieser Empfehlung sehr profitiert habe, gebe ich meine Erfahrungen gern an jeden weiter, der für solch eine Kur aufgeschlossen ist.
Meine Kur ging vom 20. März bis zum 15. April, also volle vier Wochen. Für mich von einem großen Vorteil, so hatte mein Körper genügend Zeit sich mit der Angleichung meiner aus der Balance geratenen Doshas gut und langsam vorbereitet, auseinander zu setzen. Es gibt auch drei oder zwei Wochen-Kuren, die all das was ich in guter Vorarbeit erleben durfte, etwas dichter gedrängt erledigen. Wenn es möglich ist, sollte man sich schon genügend Zeit für den Ausgleich seiner eigenen Balance geben, da es schon ziemlich anstrengend sein kann, die komplette Entgiftung und auch den Ausgleich der Doshas in dieser Zeit zu schaffen. Natürlich genießt du bei einem vierwöchigen Aufenthalt auch eine Menge mehr an Behandlungen. Aber auch die Teilnehmer an einer 2-Wochenkur waren am Ende sehr zufrieden.
Hier findest du einen Überblick über alle Behandlungen, die ich in der Zeit genießen durfte. Halt dich fest:
Die Behandlungen bestanden insgesamt aus:
23 x Ganzkörpermassagen à 1 Stunde
2 x Intensiv-Gelenk-Massagen á 1 Stunde
15 x Kopfmassagen à ca. 15-20 Minuten
4 x Gesichtsmassagen à 20 Minuten
3 x Milchreisbeutel-Massagen à 1 Stunde
7 x Stirnguss (Shirodhara) á 20 Min.
8 x warmes Öltuch auflegen (auf den Rücken)
2 x Kräuterdampfbad (Ganzkörper) á 20 Min.
7 x Kräuter-Fußbad
4 x Ghee-Tag (morgens um 6.30 Uhr ein kl. Glas warmes Ghee trinken)
1 x Darmreinigung mit mildem Abführmittel
1 x Nasennebenhöhlen-Reinigung mit Öl
2 x Einlauf mit Kräuteressenz
1 x Einlauf mit Öl
Jeder Behandlungsplan wird natürlich individuell erstellt und kann in der Zusammenstellung anders aussehen.
Das heißt, ich bin täglich ein bis anderthalb Stunden und in den vier Wochen insgesamt fast 35 Stunden lang massiert worden. Ich dachte mir dabei: So viel wird ja nicht einmal ein Kind in einem Jahr berührt, die meisten vermutlich in ihrer ganzen Kindheit nicht. Das habe ich als großen, wohltuenden Luxus empfunden. Bei den Massagen geht’s vor allem darum, das mit Kräutern individuell angereicherte Sesamöl in den Körper einzureiben. Die Massagen hießen zwar ‚Entspannungsmassagen‘, aber mir und auch den anderen Teilnehmern war das kräftige Anpacken der Therapeuten sehr angenehm.
Sehr kompetente ayurvedische Betreuung durch den Ayurveda Spezialisten
Dazu hatte ich vier Ayurvedagespräche mit dem Spezialisten und ein paar kurze Kontakte immer wieder mit ihm zwischendurch. Der Ayurveda-Spezialist war jederzeit bei Bedarf erreichbar und sehr kompetent und hilfsbereit. Am Anfang steht ein Anamnesegespräch, bei der er deine ‚Dosha‘-Konstitution herausfindet und dir sagt, was in deinem Körper im Ungleichgewicht ist. Danach richten sich dann die Kräuter in den Ölen und auch die Behandlung selbst, die erforderlich sind, um wieder in die Balance deiner ursprünglichen Doshas zu gelangen.
Der Ayurveda-Spezialist Dr. Uditha, stammt, wie alle vier Therapeuten / aus Sri Lanka, ebenso wie die tolle Köchin Inoka. Das ist ein wesentlicher Grund für das so authentische Angebot hier.
Ein sehr schönes Beispiel für seine Kompetenz und die heilsame Wirkung von Ayurveda-Kuren war eine 23jährige Frau, die zurzeit im Zentrum arbeitet. Sie hatte schon sehr früh, mit 9 Jahren, die erste Regel bekommen und seitdem bis im letzten Jahr Unterleibschmerzen. Kein Arzt und keine Klinik konnte daran was ändern. Auf der Suche nach einer Lösung bzw. Heilung flog sie bis in die USA in eine Spezialklinik. Im letzten September kam sie nach Bad Berleburg. Ihre Kur dauerte fünfeinhalb Wochen. Das Ergebnis: sie ist jetzt nach eigener Aussage zu 80 bis 90 Prozent symptomfrei.
Das Essen
Das Essen bzw. die Ernährung ist in der über 5.000 Jahre alten Ayurveda-Lehre eine der wichtigsten Säulen der ‚Behandlung‘. Je nach der eigenen Dosha-Konstellation (Pita, Kapha, Vata) wird die Ernährung bzw. der Speiseplan abgestimmt. Am Ende erhält jeder eine lange Liste mit drei Kategorien, welche Nahrungsmittel besonders verträglich bzw. günstig sind, welche neutral und welche besser zu vermeiden sind.
Das Essen hat mir sehr gut geschmeckt. Am Anfang hatte ich meine Zweifel, ob ich von den überschaubaren Mengen (besonders bei Frühstück und Abendessen) wirklich satt würde. Aber ich merkte bald, dass die Menge vollkommen ausreichte. Mehrmals ließ ich sogar was auf dem Teller liegen. Jeder hat im sehr schön eingerichteten Speiseraum seinen eigenen kleinen Tisch, nicht wegen Corona, sondern damit sich jeder in Ruhe auf sein Essen konzentrieren kann. Ich habe gemerkt, wie gut sehr langsames Essen mit langem Durchkauen der Nahrung für den baldigen Sättigungsgrad ist und der Verdauung gut tut. Einer der beeindruckendsten Sätze, die ich in der Zeit in einem Ayurveda-Buch las, heißt: „50 Prozent der Verdauung findet im Mund statt“ (allerdings nur, wenn man die Speisen sehr gut und länger kaut, so dass der Körper Enzyme zur Zersetzung der Nahrung produzieren kann.)
Nach dem Frühstück und nach dem Abendessen findet jeder in seinem ‚Mini-Tresor‘ seine Naturheilmittel (Kräuteressenzen) für die Nacht bzw. den Tag. Das ist auch der Ort, wo sich allabendlich die Kur-Teilnehmer zum Ratsch/Schnack/Schwätzle treffen und sich austauschen. Ich traf auf eine bunte, lustige Mischung von meist Frauen (neben drei Männern) aller Altersgruppen. Viele von ihnen waren vorher schon mehrmals in Indien oder Sri Lanka zu einer Ayurveda-Kur. Fast alle teilten die Ansicht, dass sie hier – außer der Landschaft und dem Meer – nicht viel vermissen würden. Und Freunde von mir, die drei Wochen in Sri Lanka waren, zahlten fast den gleichen Betrag wie ich hier, wenn man die Flugkosten miteinrechnet. Außerdem spart man sich hier viel Stress, Jetlag, Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit.
Weitere Angebote
Jeden Morgen gibt es ein Angebot des Hauses. Entweder wird man per Auto zu einem der herrlichen Wanderwege im Umfeld von Bad Berleburg gefahren oder es gibt Yoga und Meditation als Angebot. Besonders angetan waren viele von der Klangschalen-Meditation, die Karin Bultink, die Inhaberin und Leiterin des Zentrums selbst anbietet.
Dazu findet einmal pro Woche eine schöne Teezeremonie statt, bei der sich auch viel ausgetauscht wird. Und an einem Abend gibt es einen Vortrag oder eine Vorlesung, nach der Dr. Uditha Fragen der Teilnehmer beantwortet.
Das ganze Haus wie auch die Zimmer sind angenehm eingerichtet mit viel Holz- und Bambusmöbel. Es gibt Einzel – und Doppelzimmer und sogar einige Suiten. Das Haus liegt ruhig und so schön gelegen, dass man nach wenigen Metern auf seinem Wanderweg durch schöne Wälder ist. Ich habe es genossen, jeden Tag ein bis zwei Stunden zu wandern. Und danach 15 Minuten in der Dampfsauna rundeten das Vergnügen ab.
Was hat mir die Kur gebracht?
Es hat mir und meinem Körper ‚saugut‘ getan, mal vier Wochen nur Zeit für mich selbst zu haben, für Körper, Geist und Seele – wie meine Teilnehmer auf meiner „Transformationswoche“ (die hoffentlich in diesem Jahr noch ein paar Mal stattfinden). Ich habe sehr viel geschlafen (von 21 Uhr bis 6 Uhr), täglich 2 Liter warmes Wasser getrunken neben drei verschiedenen Teesorten, die zum Essen serviert werden, viel gelesen und etwas meditiert. Das gute, aber etwas reduzierte Essen sowie der Verzicht auf Alkohol, Kaffee, Zucker und andere süße Sachen haben meinem Körper gutgetan, ohne dass ich Entzugserscheinungen wie Kopfschmerzen gehabt hätte. (Einen Teelöffel Honig habe ich mir jedoch jeden Morgen heimlich gegönnt. Wie habe ich den genossen!) Und ein schönes Neben-Geschenk: mein Körper wiegt jetzt 6 Kilo weniger, was ich gar nicht geplant hatte, aber dankend annehme.
Ich fühle mich leichter, innerlich ruhiger und fitter und habe in der Zeit viele schöne Ideen für mein Leben und meine Arbeit erhalten.
Danach geht’s weiter…
Für die Zeit nach der Kur gibt Dr. Uditha jedem individuell seine ‚Hausaufgaben‘ mit auf den Weg mit einigen Spezialrezepten für Tees oder anderes. Ich darf mir unter anderem 21 Knoblauchzehen rösten, sie dann 2 Wochen lang in ein Glas mit Honig einlegen und anschließend täglich zwei davon verzehren. Ich bin neugierig, wie gerösteter Knoblauch in Honig eingelegt schmeckt. Da ich Knoblauch liebe, wird’s schon nicht greislich sein, wie dä Bayer sogt.
Nach 3-6 Monaten lädt Dr. Uditha jeden zum Nach-Check per Pulskontrolle, Zungen- und Augendiagnose ein.
Resümee
Wer für sich und seine Körper-Energiesystem etwas sehr Gutes tun will, ganz gleich ob er bestimmte Probleme hat, ist hier in Bad Berleburg am richtigen Platz. Und wer Probleme hat oder auch ‚nur‘ erschöpft ist, der erst recht.
Ich bin jedenfalls so begeistert von diesen vier Wochen, dass ich mir im kommenden Frühjahr wieder vier erholsame, reinigende und kräftigende Wochen dort im schönen Wittgensteiner Land gönnen werde. Vielleicht sehen wir uns dann ja dort. Ich habe Karin Bultink schon versprochen, dann jede Woche einen kleinen Vortrag mit Meditation im Haus für alle Gäste anzubieten.
Robert Betz