Erfahrungsbericht zur Transformationswoche

Eine Reise im Turbo Boost zu sich selbst - Artikel von Barry Thomson

Im Raum herrscht absolute Stille. Reihe um Reihe sitzen sich Menschen gegenüber, die sich gar nicht oder kaum kennen, und blicken sich tief in die Augen. Nach ganzen fünf Minuten erlöst uns Robert Betz und sagt, dass wir nun unserem Partner etwas erzählen sollen, etwas, das wir uns bis heute nicht verziehen haben. Mein Gegenüber und ich schlucken. Es war schon eine große Herausforderung, sich von Mann zu Mann so lange in die Augen zu sehen, und jetzt sollen wir uns auch noch Dinge erzählen, die vielleicht unsere engsten Freunde nicht wissen. Wir springen über unsere Schatten und vertrauen einander unsere Geheimnisse an. Nach dieser Übung sind sich zwei unbekannte Menschen plötzlich sehr vertraut geworden – in zehn Minuten vom Fremden zum Freund.

Die Transformationswoche von Robert Betz in Bad Lippenspringe hält viele solcher Überraschungen für die 130 Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Ländern, Bevölkerungsschichten und Berufsgruppen bereit. Da ist etwa eine ältere Dame ganz in Grau und mit traurigem Gesicht, die als Kind viel Leid erfahren hat. Später wird sie aufgehen, wie eine Blume und verkünden, dass sie ihre grauen Sachen in die Tonne werfen und nur noch Buntes tragen wird. Oder der machohafte Chirurg, der erkennen wird, dass zum knackigen Mann-Sein eine gute Portion Weichheit gehört. Unter uns ist auch eine taffe Unternehmerin, die am Anfang sehr skeptisch ist und am Ende sogar die Transformationswoche für Führungskräfte dranhängen möchte, um das Werkzeug zu haben, echte Veränderung in ihre Firma zu bringen. Nicht zu vergessen die Bäuerin aus den Schweizer Alpen, die erzählt, dass sie hier ist, um mehr geistigen Input für ihre spirituelle Arbeitsgruppe im Dorf zu bekommen.

Robert Betz bringt die unterschiedlichsten Menschen unter ein Dach. Das liegt auch an seiner undogmatischen Herangehensweise an die brennenden Themen unserer Zeit. Ob es um die Arbeitswelt, Partnerschaften oder Spiritualität geht, Robert Betz spricht alle Bereiche an und scheut sich nicht sie miteinander zu verbinden: „Weil ihr so viel Zeit damit verbringt, nimmt die Arbeit den größten Bereich in eurem Leben ein. Dort geht es um Selbsterfahrung, Selbstentwicklung, Reifung und persönliches Wachstum, auch wenn das viele selbst noch nicht begriffen haben. Und jeder Mitarbeiter sehnt sich nach Erfüllung, Sinn und Wertschätzung, ja nach Liebe“, sagt er einmal. Er hat auch kein Problem damit im nächsten Atemzug über Engel und Wiedergeburt zu sprechen. Für einige mag das esoterisch oder weltfremd klingen. Zugegeben, für mich war das auch erst mal gewöhnungsbedürftig. Aber dann kommt mir der Gedanke: Was macht eigentlich weniger Sinn? An Engel und Wiedergeburt zu glauben oder wie die Menschheit mit der Erde, den Lebewesen auf ihr und ihren Ressourcen umgeht - ganz zu schweigen, wie wir täglich miteinander umgehen?

Zum anderen ist der Rahmen der Transformationswoche angenehm unprätentiös und frei von jeglichen Dogmen. Der Seminarraum ist geräumig und hell, mit einer großen Glasfront und einem weiten Blick ins Grüne. Vorne steht eine kleine Bühne, auf der ein Projektor und ein Mikrophon stehen. Man hat mehr den Eindruck, dass  man an einem Businessseminar teilnimmt, als sich auf eine spirituelle Reise zu begeben. Keine Buddhas, keine Räucherstäbchen, keine tibetischen Wandteppiche. Das Fehlen dieser Insignien der Spiritualität ist aber genau das, was die Arbeit von Robert Betz so zeitgemäß und universell macht - das spricht eine große Bandbreite von Menschen an.

Als Robert Betz zum ersten Mal die Bühne betritt, spürt man auch sofort, dass da keiner ist, der ein Heilbringer sein will. Da steht einer in Jeans und Hemd, der Spaß am Leben hat und Liebe zum Leben ausstrahlt – und die möchte er mit anderen teilen. Es geht ihm nicht darum, eine Gefolgschaft von Jüngern um sich zu scharen. Im Gegenteil, es geht ihm um Freiheit und Eigenständigkeit. Wir sollen bei ihm das Handwerkszeug lernen, wie wir selbständig ein dauerhaft glückliches und authentisches Leben führen können. An einer Stelle sagt er: „Ich werde sicherlich noch mit 90 auf der Bühne stehen. Einige von euren Kindern werden vielleicht noch die Transformationswoche besuchen, aber eure Enkel will ich hier nicht mehr sehen!“ Robert Betz nimmt kein Blatt vor dem Mund, sagt geradeheraus, was er denkt und fühlt. Ein Mensch zum Anfassen,  aber mit einer „unerhörten“ Botschaft für die Teilnehmer: „Ihr sollt in dieser Woche Wunder erwarten!“ Höher kann man die Latte nicht setzen.

Teil der Transformationswoche sind Gespräche in der großen Runde. Die Teilnehmer erzählen aus ihrem Leben. Manchmal sind sehr tragische Fälle dabei: Leben gezeichnet von Missbrauch, Gewalt oder Krankheit, Frauen und Männer, die schreckliche Verluste erlitten haben. Ob größere oder kleinere Schicksalsschläge, eine Sache wird klar: Jeder hier hat eine Geschichte, unter der er leidet. Langsam dämmert es uns, dass wir alle im selben Boot sitzen und verletzte Kinder sind. Wenn wir nur einen Bruchteil davon wüssten, wie es den Personen geht, denen wir täglich begegnen und die wir beurteilen, dann hätten wir viel mehr Verständnis für einander. In dieser Transformationswoche bekommt man eine Ahnung davon, wie die Welt sein könnte, wenn wir uns einander mehr vertrauen und anvertrauen würden.  

Ein weiterer wichtiger Schritt zur Selbstheilung sind die Meditationen. Während der Transformationswoche werden unterschiedliche Meditationen gemacht und damit eine Bandbreite von Themen abgedeckt. Wir gehen die Vater-Mutter-Verstrickungen an und beginnen Frieden mit unseren Eltern zu machen; wir entlassen in Liebe unseren inneren Druckmacher, bauen somit Stress ab und hören damit auf, uns zu verurteilen, und wir begegnen unserem göttlichen Selbst, um so ein tieferes Verständnis dafür zu entwickeln, wer wir wirklich sind. Die Meditationen helfen den Teilnehmern, Licht ins Dunkle ihres Inneren zu bringen und verantwortungsvoll mit ihrer Trauer, Wut, Scham etc. umzugehen. Robert Betz hat durchaus recht, wenn er sagt: „Die Zeit heilt keine Wunden“. Wir dürfen sie selbst heilen und dass wir dies tatsächlich können und hier live erleben, gibt den Teilnehmern eine enorme Kraft.

In der Vater-Meditation etwa geht es um die Klärung der inneren Beziehung zum Vater. Wir stellen uns alle einen blauen Raum vor, in dem wir unserem Vater gegenüber stehen. Wir sagen ihm dann im Geiste alles, was uns auf dem Herzen liegt, auch Sachen, die wir nicht so gut an ihm oder seinem Handeln fanden bzw. finden. Aber es geht nicht darum, ihm Wut entgegen zu schleudern, sondern um Verzeihung und Annahme. Während der Meditationen wird mir klar, warum es gut ist, dass so viele Menschen da sind. Je mehr Leute meditieren, umso größer ist die Konzentration. Der Seminarraum ist wie aufgeladen, elektrisiert. Manche weinen und wenn die Begegnung mit dem Schmerz zu viel wird, steht einer der anwesenden Transformations-Therapeuten bereit, mit Atemübungen oder durch eine sanfte, mitfühlende Berührung zu helfen.
Zuerst traue ich mich nicht, unter so vielen Menschen zu weinen. Doch bei der Mutter-Mediation - „dein größtes Tor zur Freiheit“, wie es bei Robert Betz heißt - bricht der Damm. Auch mein Nachbar, ein fast zwei Meter großes Muskelpaket, das bei einem Sicherheitsdienst arbeitet, kann seine Tränen nicht mehr bändigen. Nach der Meditation blicken wir uns mit unseren verheulten Augen an und fühlen trotz aller äußeren Unterschiede eine innere Verbundenheit. Wir brechen in ein heiteres, befreiendes Gelächter aus. Das ist Transformation: Auf dem Schmerz folgt wenig später die Befreiung.

In den Pausen bleibt Zeit für einen intensiveren Austausch mit den Teilnehmern. Man lernt sich besser kennen, spricht ehrlich über die Dinge, auf die es im Leben wirklich ankommt: Über seine Gefühle, seine Partnerschaft, seine Schatten- und Sonnenseiten etc. – kurzum, man kehrt vertrauensvoll sein echtes Inneres nach außen und das tut den Teilnehmern gut. Die Vorstellung, dass man naiv sei oder sich angreifbar mache, weil man offen ist und sich verletzlich zeigt, wird in dieser Seminarwoche über Bord geworfen. Zu den guten Gesprächen wird leckeres Essen gereicht, es gibt Kaffee und Kuchen. Wer will, kann sich eine Massage gönnen. Es fehlt an nichts. Die Transformationswoche ist tatsächlich eine Kur für Körper, Geist und Seele. Aber man muss sich nicht kasteien, um innerlich und im Leben weiterzukommen. Man darf sich aber gerne liebevoll um sich selbst kümmern. Das ist die Botschaft, die einem subtil kommuniziert wird.

Die Selbstliebe ist eine wichtige Kernbotschaft der Transformationswoche. Dass das nichts mit Egoismus oder Rücksichtlosigkeit zu tun hat, wird den Teilnehmern bald ganz schnell klar. Als wir einmal von einer Pause zurückkehren, liegt auf jedem Stuhl ein Spiegel. Wir sollen sie in die Hand nehmen und uns selbst betrachten. Vielen ist das unangenehm, denn es fällt uns schwer, uns so genau und lange anzusehen. Viele finden das eitel, manche fühlen sich zu alt, andere zu hässlich. Eine junge, attraktive Frau kann sich nicht länger ansehen, sie findet sie sehe ihrer Mutter zu ähnlich, die ihr viel Gewalt angetan hatte. So viel Kritik, so viel Ablehnung uns selbst gegenüber – mit Eigenliebe hat das wenig zu tun. Dann sagt Robert Betz, dass wir uns im Spiegel anlächeln sollen. Obwohl es mir unangenehm ist, mache ich es und mit der Zeit verstehe ich, warum wir diese Übung machen. Ich baue allmählich eine innige, verständnisvolle Beziehung zu mir selbst auf und die Selbstliebe, die ich jahrelang als eine naive, peinliche und pathetische Floskel abgetan hatte, erscheint mir plötzlich in einem ganz neuen Licht.

Beim Abendessen sitze ich in einer heiteren Runde. Ein wohlhabender, charmanter Hotelier macht Witze und unterhält uns alle - ein graumelierter Herr der alten Schule, der doch offen ist für neue Abenteuer. Das hier sei eine der wichtigsten Wochen in seinem Leben, verkündet er uns. Viele können ihm nur zustimmen. Mir sitzt die junge Frau gegenüber, die sich nicht mehr im Spiegel ansehen konnte. Sie isst still vor sich hin und wirkt sehr nachdenklich. Ich frage sie, wie es ihr gehe. Ihre Antwort fesselt alle am Tisch: „Ich erkenne, dass ich mich oft so behandelt habe, wie ich nicht mal meinen größten Feind behandeln würde und dass ich mich selbst und das Leben bisher nicht geliebt habe, sondern nur mit Mühe überleben wollte. Ich will nicht mehr, dass das, was meine Mutter mir angetan hat mein Leben für immer bestimmt - das will ich jetzt ein für allemal ändern!“ So ist es hier: Schwere und Leichtigkeit dürfen nebeneinander da sein und die Teilnehmer inspirieren sich gegenseitig durch ihre tiefen Erkenntnisse über sich selbst und die Welt.

Es gibt noch die Möglichkeit am Rande der Transformationswoche Sitzungen bei einem Transformations-Therapeuten zu nehmen. Beschrieben wird die Transformations-Therapie als eine Form der Psychotherapie, mit der Menschen in die Lage versetzt werden, in kurzer Zeit Leidenszustände aller Art zu verwandeln und festgefahrene emotionale Begrenzungen wie Ängste, Wut und Trauer zu lösen. Der Unterschied zu den Meditationen in der Gruppe ist, dass es in der Sitzung alleine um die individuelle Person geht. Sie wird nach deren Bedürfnissen gestaltet.

Am vorletzten Tag sitze ich meinem Transformations-Therapeuten, Ingo, gegenüber. Zuerst war ich nicht sicher, ob ich so eine Sitzung brauche. Es hatte sich bereits viel bei mir getan. Ich sprühte vor Energie, wachte jeden Morgen gutgelaunt auf und hatte tiefsitzende innere Blockaden aus dem Weg geräumt – was sollte da noch zu holen sein? Aber am Ende wollte ich alle Möglichkeiten, die die Transformations-woche bietet, um meinem Leben eine neue Richtung zu geben, ausschöpfen. Ingo hat eine positive, vertrauenserweckende Ausstrahlung. Er möchte wissen, warum ich hier bin und was für ein Thema ich gerne in dieser Sitzung behandeln möchte. Wiedermal öffne ich mich einem ganz fremden Menschen, wiedermal spüre ich, dass nur so Heilung stattfinden kann. Ich schließe meine Augen und Ingo führt mich an einen dunklen Ort in meiner Kindheit zurück, an den bisher wenig Licht gekommen ist. Zuerst ist der Schmerz kaum zu ertragen, doch Ingo führt und begleitet mich durch diese vergangene Erfahrung, bis ich mutig durch diesen Schmerz hindurchgegangen bin und ihn aufgelöst habe.

Als ich die Sitzung verlasse, fühle ich mich so, wie ich mich selten in meinem Leben gefühlt habe. Ich bin federleicht, frei von jeglicher Bürde, losgelöst - im Turbo Boost bin ich zu meinem Innersten gelangt. Was für eine Erfahrung! Und den anderen Teilnehmern kann ich ansehen, dass sie ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Mit der Zeit sind ihre Gesichter immer glücklicher geworden und in Gesprächen erfahre ich, dass viele sich selbst ganz neu kennengelernt haben. Wir haben erfahren, dass wir selbst die Schöpfer unseres Lebens sind und dass wir es nur gestalten können, wenn wir endlich aufhören, uns wie Opfer zu fühlen und unser Leben verantwortungsvoll in die Hand nehmen.

Am Ende der Transformationswoche sind viele neue Freundschaften entstanden, auch zwischen Personen, die sich, weil sie von ihren Lebensläufen her so verschieden sind, womöglich sonst nie kennengelernt hätten; Menschen, denen Schreckliches widerfahren ist, können ihren Peinigern verzeihen; die Teilnehmer strahlen, wirken angstfreier und selbstbewusster.  Jeder hat sich in dieser Woche auf seine ganz persönliche Art transformiert - da sind sie also die Wunder, von denen Robert Betz am Anfang des Seminars gesprochen hat.