Liebe Freunde, sehr geehrte Damen und Herren,

zum Fest der Liebe haben wir uns daran gewöhnt, uns gegenseitig zu beschenken. Als siebzehnjähriger Lehrling verteilte ich 1970 in meinem Heimatort Flugblätter, in denen ich aufforderte, mit dem Geschenke-Wahn aufzuhören und stattdessen Geld für gute Zwecke zu spenden. Auch heute stehe ich grundsätzlich noch zu dieser Aussage, erkenne aber gleichzeitig an, dass Geschenke, die vom Herzen kommen, Freude in diese Welt bringen und auch Liebe und Wertschätzung dem anderen gegenüber ausdrücken können.

Aber auch heute bin ich davon überzeugt, dass die wertvollsten Geschenke, die wir uns selbst und anderen machen können, nicht von materieller Natur sind. 

So viele von uns laufen mit einem traurigen oder bedrückten Ausdruck in den Augen durch ihr Leben und gestehen sich selbst ihre unerfüllte Sehnsucht nach einem erfüllten und glücklichen Leben nicht ein. Viele halten es in Beziehungen und an Arbeitsplätzen aus, bei denen ihr Herz schon lange signalisiert „Das stimmt doch nicht (mehr)!“ und es sich wünscht, dass wir auf seine Stimme hören und etwas korrigieren.

So haben wir unsere Bedürftigkeit genährt, die wir unbewusst täglich ausstrahlen und die den anderen zuruft: „Ich brauche etwas von dir.“ Bedürftige Menschen können nicht wirklich schenken und wenn sie es tun, dann erwarten sie – oft unbewusst – etwas als Gegenleistung zurück. Jede Erwartung und Forderung an einen anderen Menschen drückt diese Bedürftigkeit aus und macht unsere Beziehungen in Partnerschaft und Beruf zu Handelsbeziehungen: „Ich gebe dir etwas, wenn du mir auch etwas gibst.“ Das ist sehr weit von der Liebe entfernt.

In dieser hochschwingenden Transformationszeit, deren treibende Kraft die Liebe selbst ist, machen bedürftige Menschen, die sich selbst noch nicht lieben, schmerzhafte und enttäuschende Erfahrungen. Denn der Satz: „Das Leben (bzw. eine Partnerschaft) ist doch ein Geben und ein Nehmen“ wird nur von solchen Menschen gedacht, die oft lange gegeben haben, aber jetzt Anspruch erheben auf das Nehmen und Bekommen.

Unsere Mütter und Großmütter waren in diesem Punkt Weltmeister und von ihnen haben wir vieles unbewusst übernommen. Sie haben viel gegeben, viel für andere getan, sich abgerackert, oft nach dem Motto „Ihr sollt es mal besser haben!“ oder „Wir tun das nur für euch!“ Aber sie haben sich selbst und ihr Frauenleben nicht geliebt. Am Ende standen die meisten von ihnen mit leeren Händen und bitterem Herzen da - mit dem Gedanken: „...und das nach allem, was ich getan habe!“

Ich wünsche mir sehr, dass wir aus dem Schicksal unserer Mütter lernen. Das erste Geschenk, das sich heute jeder machen darf, ist das Geschenk der Selbstliebe. Menschen, die sich selbst lieben, wertschätzen und auf die Stimme ihres Herzens hören, sind zugleich ein Geschenk für alle Mitmenschen. Menschen, die sich nicht lieben und etwas tun und leben, was sie ‚eigentlich’ nicht wollen, belasten nicht nur sich selbst, sondern auch das Klima in unseren Familien und Firmen.

Nur Menschen, die sich selbst lieben, sind in der Lage, auch andere zu lieben und ihr Herz zu berühren, sie zu verstehen und sie so anzunehmen, wie sie sind. Zu dieser Selbstliebe gehört auch, dass ich anderen Menschen meine eigene Wahrheit nicht vorenthalte. Wenn wir das tun und etwas leben, wozu unser Herz „nein“ sagt, verraten wir nicht nur unser eigenes Herz, sondern betrügen auch unsere Mitmenschen. Kein Wunder, dass sich im Spiegel des Lebens dann auch viele vom Leben oder ihren Mitmenschen betrogen fühlen.

Machen Sie zum Ende dieses Jahres sich selbst und Ihren Nächsten ein besonders wertvolles Geschenk. Erforschen Sie zunächst, wo Sie gegen Ihr Herz leben und nicht seiner Wahrheit folgen. Dann öffnen Sie Ihr Herz für sich selbst und vergeben Sie sich, dass Sie das schon seit einiger Zeit getan haben. Verbringen Sie Zeit in der Stille, um sich selbst in Ihrem Inneren zu besuchen und mit sich in ein ehrliches Gespräch zu gehen, um herauszufinden, welche Richtung Ihr Herz sich von Ihnen wünscht, ob in Ihrer Partnerschaft, Ihrem Beruf oder in anderen Beziehungen. 

Entscheiden Sie sich dann in dieser Weihnachtszeit, ab jetzt konsequent Ihrem Herzen und seiner Wahrheit zu folgen und tun Sie es. Treffen Sie eine neue Wahl im Sinne der Liebe und Ihrer inneren Wahrheit.

Erwarten Sie aber nicht, dass Ihre Mitmenschen Ihnen dafür Beifall klatschen. Menschen, die es anderen recht machen und nicht bei anderen anecken wollen, mögen es nicht, wenn andere plötzlich ihren ganz eigenen Weg gehen. Dennoch liegt in diesem mutigen Schritt das größte Geschenk für all unsere Mitmenschen. 

Schenken Sie der Welt jetzt das Geschenk der Selbstliebe und der Wahrhaftigkeit, der Aufrichtigkeit und des aufrechten Ganges. Dann sind Sie in dieser Umbruchzeit, in der die Ängste hochkochen, das Licht der Welt.

Ich wünsche Ihnen allen eine gesegnete Weihnachtszeit.

Ihr