Liebe Freunde, sehr geehrte Damen und Herren,

ich grüsse Sie herzlich von 'meiner' Insel Lesbos, wo heute die ersten Wolken seit Monaten aufziehen und das Thermometer 'nur noch' 28 Grad anzeigt. So läutet das Wetter hier den Herbst ein. Nach soviel Sonne freue ich mich jetzt schon langsam wieder auf das herzhafte deutsche Wetter inklusive Regen und Schnee und auf dieses herrliche grüne Land Deutschland, um das uns manch südliches Land beneidet. Wer grüne Landschaften liebt, kann den Regen nicht verurteilen, der dies hervorbringt. Die Olivenbauern hier auf Lesbos beten geradezu darum, es möge doch mal ein paar Tage lang regnen, damit die Oliven an den vielen Millionen Bäumen noch einmal einen kräftigen Wachstumsschub erhalten und dann im Dezember und Januar geerntet werden können.

In meinen Seminaren beobachte ich immer wieder, wie wir Menschen es schaffen, Leid und Mangelzustände in unserem Leben zu erzeugen. Eine der Kernursachen hierfür ist, dass wir uns weigern anzuerkennen und zu akzeptieren, dass das Leben niemals stehen bleibt. Wir spüren es zwar, wir können es an vielem ablesen, aber wir versuchen, dieses Wissen mit aller Macht zu verdrängen. Warum fällt es uns so schwer, das Leben als ständige Bewegung anzunehmen so wie einen Fluss, der ständig weiterfliesst und niemals anhält. Spüren Sie bitte für ein paar Sekunden in sich hinein. Wie reagiert es in Ihnen auf die Sätze: "Das Leben ist ständige Veränderung. Nichts bleibt, wie es ist. Alles bewegt sich."? Lösen diese Gedanken ein Unwohlsein aus? Oder sogar Angstgefühle? Dann wäre es sehr hilf- und segensreich für Sie, wenn Sie diesen Brief mehrmals durchlesen und meine Empfehlungen beherzigen würden.

Die Angst vor der ständigen Veränderung in unserem Leben löst bei den meisten Menschen Ängste aus. Dies hat nichts Natürliches an sich, sondern wurde von anderen Menschen übernommen. Wir lernen Angstprogramme zu übernehmen von Eltern und anderen Schlüsselpersonen und später bieten uns all die angstvollen Menschen um uns sowie die Massenmedien täglich Futter für die in uns gezüchteten Ängste an. Ein Kind, dessen Mutter oder Vater voller Ängste steckt, kann nicht sagen: "Mama, Papa, das sind eure Ängste, die behaltet mal schön für euch. Ich entscheide mich, anders zu denken über dies und jenes. Ich habe Vertrauen ins Leben."

Ich lade jeden von Ihnen herzlich ein, sich solchen Ängsten zu stellen. Denn ein Leben in Angst ist kein menschenwürdiges Leben, auch wenn noch soviele Menschen so leben. Diese Ängste sind nichts Schlechtes; im Gegenteil: Sie sind Ihr Eintrittsticket in das Paradies, d.h. in ein Leben voller Freude, voller Vertrauen, voller Sicherheit. Für uns als Mensch gehören Ängste wie auch andere Emotionen (Wut, Ohnmacht, Minderwertigkeit, Schuld, Scham etc.) zu den zutiefst menschlichen Gefühlserfahrungen, für die wir hierher kamen als Mensch. Aber der Sinn unseres menschlichen Lebens besteht nicht darin, uns Tonnen solcher Gefühle aufzusacken und dann unglücklich und krank zu sterben – auch wenn das sehr viele Menschen zur Zeit tun. Alle Gefühle, wie auch unsere Ängste, sind als Durchgangsstationen gedacht. Unsere Ängste wollen bejahend gefühlt werden. Wir können ihnen mit Liebe begegnen und sagen: "Alle Ängste in mir dürfen jetzt da sein". Wie das konkret geht, habe ich auf mehreren CDs erläutert und demonstriert.

Durch das "Nein" zum Fluss des Lebens machen wir unser Leben ungeheuer anstrengend. Wenn Sie sich das Leben als grossen breiten Fluss vorstellen, in dem sich die ganze Menschheit befindet, wo glauben Sie, sind die meisten Menschen? Am Rand des Flusses, am Ufer und sie versuchen festzuhalten, anzuhalten, auszusteigen. Spüren Sie einmal hinein, wie anstrengend das ist – und wie sinnlos.

Wir weigern uns anzuerkennen, dass das, was gestern war, vorbei ist, endgültig vorbei. Ja, was vor einer Stunde war, existiert jetzt nicht mehr. Jetzt existiert etwas Neues. Alles bewegt, alles verändert sich ständig, jede Sekunde, jede Minute. Alles in Ihrem physischen Körper verändert sich, Sie verändern sich genauso psychisch, Ihr Partner, Ihre Kinder, alle um Sie herum verändern sich kontinuierlich – und Sie können nichts dagegen tun. Sie können nur eins: Dies vollkommen zu akzeptieren und lieben zu lernen und sich selbst und die anderen in Liebe zu begleiten. Veränderung ist doch etwas Wunderbares. Es ist spannend, aufregend, wie eine Abenteuerreise.

Nur Gedanken der Angst können uns die Reise vermiesen, wenn wir sie unbewusst denken und sie nicht überprüfen. Gedanken wie: "Wer weiss, was morgen kommt? Wer weiss, ob das gut geht? Früher war alles besser. Hoffentlich bleibt es jetzt endlich so. Hoffentlich verändert er/sie sich nicht. Am Ende macht das Leben keinen Spass mehr. Wenn ich sterbe, ist alles vorbei. Wir müssen alle mal sterben." Wer solche Gedanken glaubt, nährt damit die Ängste und verstärkt seinen Widerstand dem Leben gegenüber.

Wir sagen "Nein" überall dort, wo das Leben uns zuruft: "Es geht weiter, meine Liebe, mein Lieber. Bewege dich, schau hin, richte dich neu aus, brich’ auf zu neuen Ufern. Du bist ein Reisender."

Wenn der langjährige Partner stirbt, schreit der Zurückgebliebene "Nein! Ich will nicht, dass er schon geht. Das ist schrecklich, dass er stirbt. Und das Alleinsein wird eine Qual." Und noch Jahre nach dem Abschied des Partners denkt der Hinterbliebene so.

Wenn der Sohn oder die Tochter älter wird und seine/ihre eigenen Wege geht, klammern ach so viele Mütter und Väter und wollen es nicht wahrhaben, dass ihre Kinder nicht wirklich ihre Kinder sind und dass sie weiterziehen müssen. Sie klammern und locken (z.B. mit einem Grundstück neben dem Elternhaus).

Wenn die Firma schliesst, weil ihre Produkte nicht mehr attraktiv sind oder weil sie mit weniger Menschen auskommt, protestieren die Entlassenen dagegen. So hart eine Entlassung ist, so unsinnig ist es, die Firma oder die Manager zu verurteilen. Es trifft immer nur die Verurteilenden selbst. Das Leben geht weiter. Vor 30-40 Jahren wurde in Deutschland Kohle und Stahl gefördert bzw. erzeugt. Diese Zeiten sind fast vorbei. Ist das schlecht?

Ich lade Sie ein, Ihre "Neins, Ihre Verurteilungen" gegen das Leben aufzudecken und sich bewusst zu machen. Was können und wollen Sie nicht hinnehmen oder annehmen? Was lieben Sie noch nicht in Ihrem Leben? Wo liegen Sie im Widerstand, im Krieg mit dem, was zum Leben gehört? Wo stemmen Sie sich gegen Veränderungen? Wo schauen Sie rückwärts und bedauern, hadern und grollen?

Das Leben, das für mich identisch ist mit Gott, lädt uns ein zu einer völlig neuen Haltung. Es sagt: "Erkenne, dass ich es nur gut mit dir meine. Erkenne, dass ich unzählige Geschenke für dich bereit halte. Lass dich fallen, vertraue mir und lass' dich beschenken. Meine Geschenke kannst du aber nur dann empfangen, wenn du vertraust. Und nur dann, wenn du im Jetzt, in der Gegenwart, im Präsens ankommst und ganz bei dem bist, was jetzt ist, kannst du meine Präsente empfangen. Denk' neu über mich. Ich will nur dein Bestes. Aber ich kann dich nicht dazu zwingen. Du musst mir schon ein wenig entgegenkommen..." So spricht Gott = das Leben jeden Tag zu uns allen. Wann wollen wir hören?

Ich lade Sie herzlich ein zu einem völlig neuen Denken über sich und das Leben. Mein Herz sagt mir, dass wir alle auf einer hochinteressanten Reise sind in diesem Körper, einer Reise aus Unbewusstheit in Bewusstheit, aus Unklarheit in Klarheit, aus Begrenzung in Ausdehnung, aus Abhängigkeit in Freiheit. Wir sind nicht Menschen, die hin und wieder spirituelle Erfahrungen machen, sondern wir sind von Natur aus göttliche, geistige = spirituelle Wesen voller Liebe, die auf einem mutigen Trip sind hier auf der Erde, um interessante menschliche Erfahrungen zu machen, insbesondere Emotionen zu erfahren. Niemand muss so etwas glauben und wer es (noch) als "Schwachsinn" bezeichnet, darf das tun. Gott segne ihn.

Ich lade Sie ein: Lassen Sie das Ufer des Flusses mutig los und schwimmen Sie in seine Mitte, da wo die Strömung kraftvoll ist und freuen Sie sich, dass Sie schwimmen können. Sie werden erkennen, dass der Fluss sie trägt, dass keinerlei Anstrengung notwendig ist. Und dass es herrlich ist zu leben.

Zum Schluss noch eine alte Geschichte, die zum heutigen Thema passt:

Ich grüsse Sie herzlich und wünsche einen schönen, sonnigen Herbst.

Ihr

Ich grüsse Sie herzlich und wünsche einen schönen, sonnigen Herbst.

Ihr Robert Theodor Betz