Willst Du normal sein oder glücklich?

Der Schlüssel für ein erfülltes Leben liegt in uns selbst. Das klingt einfach. Doch sieht der Alltag häufig anders aus. In einem Gastbeitrag verrät Coach Robert Betz, warum das Herz klüger ist als der Kopf.

TEXT: ROBERT BETZ

Spüren Sie es auch? In das Leben vieler Frauen kommt seit ein paar Jahren Bewegung. Sie steigen aus alten Rollen aus und hören auf, sich für andere abzurackern, aufzuopfern und zu kämpfen. Sie wollen lieber glücklich sein als normal. Auf liebevolle Weise übernehmen sie Verantwortung für ihr Leben, nehmen ihr Lebensglück in die eigenen Hände – auch wenn der Partner oft (noch) nicht mitzieht oder die Frauen im Umfeld die Entwicklung ängstlich bis misstrauisch beäugen. Die meisten der vielen tausend Teilnehmerinnen bei meinen Seminaren berichten, wie ihre Mütter ihnen ein Frauenleben vorlebten, von dem sie sich meist in ihrer Jugend vehement distanzierten. Sie entschieden: „Ich will es mal anders machen als meine Mutter.“ Die meisten Mädchen lehnten es ab, schwach, ohnmächtig und abhängig zu sein, um am Ende zu leiden, zu jammern oder verbittert dazustehen. Ihre Mütter wären nie auf die Idee gekommen, sich zu sagen: „Ich muss erst einmal gut für mich selbst sorgen. Ich kann und darf mich selbst lieben und mir genügend Zeit und Muße gönnen.“ Oft hörte ich Frauen sagen: „Als Kind habe ich meine Mutter oft bemitleidet, später auch manchmal dafür verachtet, dass sie sich das alles angetan und so schlecht für sich selbst gesorgt hat. Ich hatte lange Jahre richtige Schuldgefühle ihr gegenüber.“ Solange jedoch die Frau von heute die Entscheidung aufrechterhält, es unbedingt anders machen zu wollen als ihre Mutter, läuft sie Gefahr, am Ende doch genau wie sie dazustehen: erschöpft, verbittert und krank. Solange sie sagt: „Ich will stark sein, aber nicht schwach“, muss das Leben sie früher oder später in genau diese Schwäche hineinzwingen. Denn eines der wichtigsten Energiegesetze des Lebens lautet: „Was du ablehnst, das ziehst du an.“ Menschen, die nur stark sein wollen, müssen sich sehr anstrengen und alles Schwache an sich verdrängen und unterdrücken. Erst wenn wir Der Psychologe Robert Betz (59) arbeitete als Manager, bis er mit 42 sein Leben umkrempelte. Seither lebt er als Coach und Therapeut. Seine  Bücher und Hörbücher sind längst zu Bestsellern geworden. sagen: „Ich bin stark, und ich darf auch schwach sein“, können wir unseren schwachen Seiten und Gefühlen wie Angst, Kleinheit, Ohnmacht, Trauer, Scham, Schuld und anderen ganz offen begegnen. Die stärksten Frauen sind diejenigen, die sich selbst mit ihren schwachen Seiten annehmen können. Seminar-Teilnehmerin Angelika spricht hier stellvertretend für viele Frauen: „Es hat Jahre gedauert, bis ich merkte, dass mich mein ständiges Nur-Stark-Sein-Wollen krank macht. Wegen meiner Mutter habe ich das Frausein innerlich abgelehnt, aber mein männliches Verhalten hat mich fast das Leben gekostet. Mein Brustkrebs war für mich die letzte Warnung und ich bin ihm heute dankbar. Er hat mich aufwachen lassen. Heute sorge ich besser für mich und liebe mein Frausein.“

Wie du über dich denkst, so begegnen dir die anderen
Im Innern jeder Frau lebt das kleine Mädchen, das sie einmal war, mit all seinen Gefühlen, Hoffnungen und Sehnsüchten weiter und kommt immer dann zum Vorschein, wenn es der Frau nicht gut geht (ebenso wie der kleine Junge im Mann). Dieses Mädchen hatte damals den Wunsch, gesehen und geliebt zu werden. Aber unsere Eltern hatten oft nicht die Zeit, Geduld oder die Kraft, sich dem Kind ausreichend zuzuwenden. So lernte das Kind bald, dass es nur dann geliebt oder gelobt wurde, wenn es Erwartungen erfüllte – wie brav, still, sauber oder fleißig zu sein. Dies ist bis heute ein „alter Schuh“, ein Muster geblieben, das viele Frauen noch leben: „Ich muss mir Aufmerksamkeit und Liebe verdienen, indem ich es anderen (zum Beispiel dem Partner) Recht mache und mich anpasse.“ Aufmerksamkeit ist eine Energie, die jedes Kind wie Nahrung braucht. Die erwachsene Frau ist jedoch im Gegensatz zum Kind in der Lage, sich selbst zu nähren und sich Liebe und Aufmerksamkeit selbst zu schenken. Wenn eine Frau versteht, dass sie vom Partner oder anderen nicht das erwarten kann, was sie sich selbst nicht schenkt, ist das meist eines der entscheidenden Aha-Erlebnisse. Solange wir noch die Gedanken glauben, die wir als Kind zu denken lernten, etwa: „Ich darf mich nicht so wichtig nehmen. Ich bin nicht wirklich liebenswert. Ich muss aufpassen, dass ich nicht (wieder) verlassen werde“ oder andere Gedanken, steuert das kleine Mädchen das Leben und Schicksal der erwachsenen Frau. Denn das, was die Frau über sich und das Leben denkt, strahlt sie aus. Andere können es sehen und reagieren entsprechend. Wer glaubt, er sei nicht liebenswert, der muss Erfahrungen anziehen, die ihm diesen Glauben wieder bestätigen. Je größer die Angst ist, vom Partner verlassen zu werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass dies auch Realität wird. Frauen mit dieser Angst dürfen sich fragen: Wie oft habe ich mich selbst in den letzten Jahren innerlich verlassen? Wie oft habe ich mein Herz verraten und etwas getan, obwohl ich fühlte oder wusste: Das ist nicht gut für mich. Eigentlich will ich das gar nicht? Seminar-Besucherin Sonja litt wie viele andere Frauen an fast krankhafter Eifersucht. Den anderen Teilnehmerinnen erzählte sie ganz offen: „Als ich merkte, dass meine Eifersucht die Angst der kleinen Sonja war, ging mir ein Licht auf. Mein Vater hat sich von meiner Mutter getrennt, als ich sieben war. Ich hatte völlig verdrängt, wie viel Angst mir das gemacht hat. Ich dachte: Wenn er geht, kann auch meine Mutter jederzeit gehen. Ich hatte mein Leben lang Angst, wieder allein zu sein und dachte, ich müsse meine Partner  kontrollieren. Kein Wunder, dass ich immer wieder verlassen wurde von meinen Männern.“ Frauen, die sich von anderen ignoriert, übersehen oder abgelehnt fühlen, können die Ursache hierfür in sich selbst finden, nämlich in den Gedanken des inneren Mädchens. Sie können sich fragen: „Sehe ich mich denn selbst? Schenke ich mir selbst liebevoll meine Aufmerksamkeit? Bin ich die wichtigste Person in meinem Leben?“ Und wenn sie feststellen, dass sie das bisher nicht getan haben, können sie sich das verzeihen und sich jederzeit neu entscheiden.

Die Selbstliebe ist der Schlüssel zum Glück
Diese Entscheidung treffen in den letzten Jahren immer mehr Frauen. Sie sagen nicht mehr, was sie nicht wollen und ablehnen, sondern finden heraus, wer sie sein und wie sie leben wollen. Dabei  lassen sie sich von ihrem Herzen führen, denn unser Herz weiß um alles, was wir zu unserem Lebensglück brauchen. Als Kind jedoch haben wir es verschlossen, denn es tat zu weh, so oft zurückgewiesen und nicht geliebt zu werden. Unser Herz möchte aber nichts anderes als lieben, sich freuen und mit Liebe allem in uns und außerhalb von uns begegnen.  Es ist also vor allem die mangelnde Liebe zu sich selbst, ja die Selbst- Verurteilung, mit der sich Frauen von Lebensglück, Erfolg, Freude, Gesundheit und einer erfüllten Partnerschaft abhalten. Sich diese Selbstverurteilung bewusst zu machen und sich das selbst erschaffene Leid zu vergeben („Ich habe es immer so gut gemacht, wie ich es konnte und wusste“), ist der erste große Schritt in die Freiheit. Solange sich Frauen als Opfer der Umstände, ihrer Erziehung, ihrer Männer fühlen, bleiben sie handlungsunfähig – und erzeugen weiter das Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit. Frauen, die ihr Leben in die eigenen Hände nehmen und ihm eine neue Richtung geben, nehmen sich Zeit für sich selbst und besonders für ihr Innenleben. Sie entdecken jetzt den lebensverändernden Wert von geführten Meditationen, mit denen sie ihrem inneren Mädchen begegnen und seine Gefühle verwandeln lernen. Sie lösen sich systematisch aus den alten Verstrickungen mit Mutter, Vater, Bruder und Schwester. Und sie lernen, ihren Körper und das Weibliche wie das Männliche an sich zu lieben. Eine Schlüsselrolle nimmt hierbei das bejahende Spüren all der Gefühle ein, die sie in sich spüren. Ärger, Wut, Trauer, Angst, Schuld, Scham und andere Gefühle werden immer wieder in uns nach oben geholt – durch Ereignisse er Menschen, die unsere „Knöpfe“ drücken. Auch wenn unser Kopf glaubt, der andere habe unsere Gefühle verursacht, ist es das kleine Kind in uns, das bei uns immer wieder anklopft und darum bittet: „Jetzt fühl doch mal endlich, was ich damals nicht fühlen und zeigen durfte. Ich bin noch immer in dir und meine Gefühle können hier nicht raus – solange du, die Große, nicht dein Herz öffnest für mich und meine Gefühle.“ Den Hebel umzulegen, ist eigentlich ganz leicht Sich für die Selbstliebe zu öffnen, hat nichts mit Egoismus zu tun. Im Gegenteil: Es ist das größte Geschenk, das die Frau ihrem Partner, ihren Kindern und allen Menschen ihres Umfelds machen kann. Denn eine Frau, die sich selbst liebt, zeigt auch ihren Liebsten den Weg zum Glück und belastet andere nicht mit ihrem Leiden. Es bedeutet praktizierte Selbstliebe, regelmäßig nach innen zu gehen, etwa mit  geführten Meditationen, wie ich sie auf meinen CDs und in Seminaren anwende. Dabei lernen Frauen einen neuen Umgang mit ihren Gefühlen. Sie verwandeln Angst, Wut und Scham durch Liebe und Annahme in Freude – und entlasten ihren Körper von krankmachenden Energien. Seminar-Teilnehmerin Petra sagt über ihren Weg in die Selbstliebe: „Ich habe in meiner Kindheit immer wieder gehört: Nimm dich nicht so wichtig! Also habe ich mich zurückgenommen und wurde mit der Zeit eine stille, graue Maus – bis ein Buch von Robert Betz bei mir den Hebel umgelegt hat. Seitdem bin ich die Nummer 1 in meinem Leben. Manche fanden das dann doof, aber ich bin mir immer treuer geworden. Heute machen die Freundinnen es mir nach.“ Die sich selbst liebende Frau nimmt sich Zeit, um Klarheit darüber zu gewinnen, was sie in ihrem Leben wirklich will. Sie gönnt Körper, Geist und Seele das Beste, das sie finden kann: qualitätvolle Nahrung, Musik, die das Herz öffnet,  Bücher, die ihre Seele berühren, Freunde und Freundinnen, die aufrichtig und liebevoll mit ihr reden. Besinnliche Spaziergänge in der Natur, genussvolle Stunden mit sich und anderen. Oder auch Seminare, in denen sich Frauen ohne Konkurrenzdenken offen begegnen – und sich gemeinsam auf ihrem Weg in ein neues Frausein unterstützen.


Sie fühlte sich im Job gehetzt
Mehr als 25 Jahre führte Anja Siebert ihr eigenes Kosmetikinstitut. Sie liebte ihre Arbeit, doch sie fühlte sich gehetzt. Im Coaching lernte sie, ihre eigenen Bedürfnisse mehr zu achten. Die Folge: Sie nahm zum ersten Mal in ihrem Leben eine dreimonatige Auszeit und heuerte als Kosmetikerin auf einem Kreuzfahrtschiff an. Heute weiß Anja: „Ich muss nicht immer alles allein schaffen.“ Sie hat in ihrem Institut zwei Kolleginnen in Teilzeit eingestellt und reist jetzt regelmäßig als Anti-Aging-Expertin über die Ozeane. Ihr Fazit: „Nach 25 Jahren auf einem Fleck ist mein Leben in Bewegung geraten.“ Anja Siebert (48, selbstständige Kosmetikerin) hat gelernt, nicht mehr alles selbst machen zu müssen

Doch der Erfolg blieb einfach aus
Die Powerfrau Astrid Dietz baute alleine eine Fahrschule auf, übernahm zusätzlich die Fahrschule ihres ehemaligen Chefs und gab nebenbei noch ADAC-Sicherheitstrainings. Sechs Jahre lang arbeitete sie 14 bis 18 Stunden am Tag – und das sechs Tage die Woche. Doch finanzieller Erfolg und innere Erfüllung blieben aus, ein Burnout kündigte sich an. Astrid fragte sich: „Was mache ich nur falsch?“ Nach einem halben Jahr Coaching hat sie ihr Leben verändert. Sie gönnt sich zwar mehr Zeit und Muße für eigene Bedürfnisse. Doch ihr Unternehmen floriert – und ihre Mitarbeiter sind motivierter als früher.

Kein Respekt vom eignen Sohn
Liebevoll umsorgte Kari n Wolff ihren Sohn bis ins Erwachsenenalter. Doc h respektiert fühlte sie sic h nicht, im Gegenteil:  Der junge Mann entwickelte eine ziemliche Anspruchshaltung und war es nicht gewohnt, Probleme alleine zu lösen. „Ich habe mich machtlos gefühlt“, sagt Karin, „es war egal, ob ich mit der Wand redete oder mit ihm.“ Der Wendepunkt kam durch ein Seminar von Coach Robert Betz.  Karin hat d bei gelernt: „Nur wenn ich meine Arbeit selbst wertschätze, kann auch m ein Sohn m ich respektieren.“ Der kocht nun freiwillig, ha t inzwischen seinen Führerschein gemacht – und bitte t heute um einen Gefallen, wo er früher nur gefordert ha t. Karin sprüht  vor Lebensfreude.

Das Gefühl, dass im Leben etwas fehlt
Pat Schneider hatte bei einem großen Telekommunikations-Unternehmen eine steile Karriere hingelegt – und zuletzt als Personalreferentin die leitenden Angestellten des Konzerns betreut. Obwohl alles sehr gut lief, spürte sie, dass in ihrem Leben etwas fehlte. Bei einem einwöchigen Seminar von Robert Betz lernte sie sich selbst besser verstehen. Und erkannte fasziniert: „Ich habe mich immer über Leistung definiert, um Anerkennung zu bekommen“. Heute will Pat weitergeben, was sie gelernt hat. Ihre vorige Stelle hat sie gekündigt, arbeitet jetzt selbst als Therapeutin. Sie sagt: „Das war der Weg zurück zu mir selbst. Ich mache heute endlich das, was mein Herz zum Singen bringt.“