Der Modebegriff von der 'Work-Life-Balance', den so viele Coaches und Berater so oft bemühen, hat viele Menschen in ein Bewusstsein vom Leben geführt, das weder dem inneren Gleichgewicht des Menschen dient, noch den Bedürfnissen einer Firma gerecht wird, in der diese Menschen arbeiten. Er drückt eine Trennung aus in hier "Arbeit" und dort "Leben". Damit wird die Arbeit unbewusst als Nicht-Leben gewertet, als notwendiges Übel, mit dem man die Restzeit "Leben" finanziert. Dies führt viele Menschen in eine chronische Unzufriedenheit mit sich und mit ihrer Arbeit und verursacht in Firmen und Organisationen ein Klima der Kälte und der Trennung. Wir verbringen am Arbeitsplatz mehr Zeit als beim Schlafen. Empfinden wir diese vielen Stunden unbewusst als 'Nicht-wirklich-leben' und weisen wir Ihnen nur die Funktion zu, die verbleibende Zeit zu finanzieren, ist es nicht verwunderlich, dass wir am Abend erschöpft nach Hause kommen, depressiv werden oder unser Körper am Burnout zusammenbricht. Es gilt jetzt zu begreifen, dass Balance (Gleichgewicht) in jeder Geist-Körper-Seele-Einheit – und das ist jeder Mensch – hergestellt werden muss, in dem das Herz des Menschen und sein Körper jederzeit über den Zustand dieses Systems Auskunft geben.
Der Begriff 'Liebe' wird erst von wenigen mit dem Thema 'Arbeit in einer Firma' in Verbindung gebracht. Sie ist jedoch das entscheidende, verbindende Element in und zwischen Menschen, das eine Firma nachhaltig erfolgreich und ertragreich macht. Jeden Morgen gehen Millionen von Menschen in ein Unternehmen oder eine Organisation, die sich selbst nicht lieben, die meisten Mitmenschen nicht lieben und ebenso wenig ihre Arbeit. Ihnen mangelt es an Wertschätzung, Respekt, Achtung sich selbst, anderen und ihrer Firma gegenüber und verursachen mit ihren Energien der Unliebe, die sich in Gefühlen wie Ärger, Wut, Neid, Eifersucht, Scham, Schuld u.a. ausdrücken, an ihren Arbeitsplätzen eine Menge Konflikte und Reibungsflächen. In diesen Jahren wird immer mehr Menschen bewusst, dass nur solche Firmen überleben können, in denen Menschen mit Herz arbeiten und sich herzlich und mit Liebe begegnen, wertschätzen und unterstützen. Damit dies wieder der Fall ist, dafür kann sowohl der Mensch an der Basis wie jede Führungskraft viel tun.
Täglich treffen Menschen an ihrem Arbeitsplatz Kollegen/innen und Vorgesetzte, die in ihnen Ärger, Wut, Angst u.a. Gefühle auslösen, die sie am liebsten dort nicht mehr sehen wollen. Aber jede Begegnung mit solchen Menschen hat ihren guten Sinn. Menschen, die unsere Knöpfe drücken, wie wir sagen, nenne ich unsere "Arsch-Engel" und sie gehören zu den wichtigsten Menschen unseres Lebens, denn sie machen uns auf etwas aufmerksam, das in uns liegt, sei es der eigene Unfrieden mit uns selbst oder mit Schlüsselpersonen unserer Vergangenheit, auf unterdrückte Gefühle oder abgelehnte Eigenschaften. Sie lösen Energien in uns aus, die vorher bereits in uns waren und können unsere Wegweiser sein zu Selbsterkenntnis, Klärung und innerem Frieden.
Die meisten Führungskräfte gehen rational, bestenfalls mit dem 'gesunden Menschenverstand' an ihre Führungsaufgaben heran. Sie scheitern in der Praxis jedoch oft an Mitarbeitern, da der Mensch nicht nur ein rationales, sondern vor allem ein emotionales Wesen ist. In ihnen stecken eine Unmenge von Emotionen wie Angst, Wut, Trauer, Scham, Schuld, Neid, Eifersucht, Ohnmacht u.a., die sie zwar selbst erzeugt haben, aber nie eine Anleitung bekamen, wie sie diese klären und in Frieden und Freude verwandeln können. In Führungskräften wie in jedem Mitarbeiter stecken eine Fülle ungeordneter emotionaler Energien, die sie täglich in die Firma hineintragen und die viel Reibung, Konflikte und destruktives Verhalten in den Abteilungen verursachen. Wer sich als Führungskraft diesen Emotionen in sich selbst wie im Mitarbeiter stellt, ebnet den Weg für Produktivität, Freude und Harmonie in Abteilung und Firma.
In vielen Firmen ist das Phänomen "Mobbing" mehr und mehr an der Tagesordnung und stört die Harmonie und Zusammenarbeit in den Abteilungen beträchtlich. Mobbing fällt jedoch nicht vom Himmel. Es entsteht als verstehbares Reaktionsmuster zwischen Mobbenden und Gemobbten, die mehr miteinander gemeinsam haben als ihnen bewusst ist. Es sind die Gefühle, die bereits die Kinder in sich erzeugten, als sie und ihre Leistungen mit anderen verglichen wurden, abgewertet wurden und sich dann selbst abwerteten und die Selbstwertschätzung verweigerten. Diese Kinder in den erwachsenen Körpern von Mitarbeitern sind es, die sich das Leben häufig sehr schwer machen. Was ich an mir selbst nicht mag und ablehne, das kommt mir in der Gestalt von Mitarbeitern und Vorgesetzten entgegen, damit ich es endlich als etwas erkenne, das auch zu mir gehört. Solange dieser Zusammenhang nicht auf beiden Seiten erkannt wird, werden die kostenträchtigen Konflikte in Firmen noch zunehmen.
Sehr viele Menschen, vermutlich die Mehrheit, pflegen in sich täglich ein "Opfer-Bewusstsein", mit dem sie anderen die Schuld am eigenen Schicksal, an Unzufriedenheit, Mangel, Enttäuschung, Verlusten und Verletzungen geben. Es ist jetzt an der Zeit, zu erkennen, wie wir auf unbewusste Weise unsere Macht abgeben, d.h. uns weigern, unsere persönliche Schöpfer- und Gestaltungsmacht in Besitz zu nehmen und bewusst im Alltag anzuwenden. Die eigene Schöpfer-Verantwortung zu übernehmen bedeutet nicht, sich selbst die Schuld zu geben, sondern die Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge zu erkennen, bei denen wir durch unser unbewusstes, Verurteilendes und anklagendes Denken, Sprechen und Handeln uns selbst zum "Opfer" gemacht haben und täglich machen. Nur auf diese Weise erschaffen wir Frieden, Klarheit und Harmonie in uns, in unseren Firmen und in unserer Gesellschaft.
Viele Mitarbeiter einer Firma oder Organisation reiben sich an ihren Vorgesetzten, die sie häufig als 'inkompetent', 'unfähig' und 'falsch am Platz' verurteilen. Ich behaupte jedoch, dass es nie Zufall ist, wen ich als Chef/Chefin habe, sondern dass die Beziehung zum Vorgesetzten genutzt werden kann, um etwas Wesentliches über sich selbst zu erkennen und es in den Frieden zu bringen. Vorgesetzte sind meist Projektionsfiguren für den "Vater meiner Kindheit", der oft abwesend war, uns entweder nicht beachtet oder kritisiert, aber selten gelobt hat. Wir übertragen unsere unerfüllten Sehnsüchte nach dessen Wertschätzung, Anerkennung und Stolz auf unsere heutigen Chefs und wünschen uns weit mehr als eine angemessene Entlohnung. Das Kind in Männern wie in Frauen erwartet von ihnen insbesondere, gesehen, wertgeschätzt und gelobt zu werden. Wer diesen Zusammenhang als Chef oder als Angestellter erkennt, kann diese Erkenntnis fruchtbar für den inneren und äußeren Frieden und für Harmonie am Arbeitsplatz nutzen.
Interview mit Martin Weiß im Rahmen eines Webfestivals zum Thema Berufung 2014.
Dauer des Videos ca. 30 Minuten.