...lasst besser eure Arbeit und setzt euch ans Tor des Tempels und nehmt Almosen von denen, die mit Freude arbeiten.“ (Khalil Gibran)

Ich schätze, dass ca. die Hälfte aller Angestellten heute mit einem inneren „Nein“ an ihren Arbeitsplatz geht oder nur aus dem Motiv, ein Gehalt zu bekommen. Zu ihrer Arbeit, sowie zu ihrer Firma haben sie oft eine negative Einstellung und reden entsprechend über sie. Das Klima in vielen Firmen hat sich in den letzten zehn, zwanzig Jahren drastisch verschlechtert. Firmenfusionen, häufige Umstrukturierungen, erhöhter Leistungsdruck, menschlich inkompetente Führungskräfte und anderes haben das Betriebsklima erkalten und den Angstpegel hochschnellen lassen. Burnout, Mobbing und Depression haben Hochkonjunktur. Von einer „Firmen-Kultur“ kann oft keine Rede mehr sein. Keine Frage: in vielen Mitarbeitern brodelt und kocht es vor Unzufriedenheit oder Wut und viele haben resigniert und in den oberen Etagen herrscht Ratlosigkeit.

Aber die da oben’ tragen nicht allein die Verantwortung für diese Situation. Jeder Mitarbeiter darf sich fragen, welche Energie er am Morgen in eine Firma hinein trägt. Wer ohne Liebe und ohne Freude arbeitet, trägt hierfür selbst die Verantwortung. Auch für seine Reaktion auf das, was er in seiner Firma bzw. Abteilung vorfindet. Die Führungskräfte wütend anzuklagen, ist ein „Opferspiel“, bei dem die eigene Verantwortung geleugnet wird. Erst diese Haltung löst bei den Betroffenen das Gefühl von Ohnmacht und Wut aus. Mit dieser Einstellung lässt sich auf Dauer kein Arbeitsplatz halten. Sie wirken dann auf das Energiesystem einer Firma wie Spams auf das Betriebssystem eines Computers.

In dieser Zeit der Transformation werden nicht nur die Firmen durchgeschüttelt, sondern insbesondere ihre Mitarbeiter. Das Leben fragt jetzt: ‚Wozu gehst du eigentlich arbeiten? Was ist dein Motiv? Liebst du das, was du tust und tust du diese Arbeit mit Liebe?“ „Arbeit ist sichtbar gemachte Liebe“, sagt Gibran in seinem ‚Propheten’. Aber wie sollen Menschen, die sich selbst und ihre Mitmenschen nicht lieben, ihre Arbeit lieben? Jeder von uns, ob er an der Basis oder als Führungskraft arbeitet, wird jetzt durch die höher schwingenden Energien körperlich und psychisch spürbar mit den fatalen Auswirkungen seiner seit langem praktizierten Unliebe konfrontiert. Für die Arbeitswelt bedeutet dies: Wer seine negative Einstellung zu seiner Arbeit, seinen Kolleg/innen, seinen Führungskräften und zu seiner Firma nicht in Kürze ändert und bereit ist, Verantwortung zu übernehmen für ein neues Miteinander in einer Gemeinschaft von Menschen, die sich wertschätzen, unterstützen und Freude haben am gemeinsamen Schaffen und Dienen, läuft höchste Gefahr, seinen Arbeitsplatz zu verlieren.

Die Depression hat bereits viele Menschen erreicht, die den Sinn ihres Lebens aus den Augen und damit ihre Lebensfreude verloren haben und nur mit der blinden Masse mitschwimmen. Sie wird in naher Zukunft auch viele Firmen erreichen und ihre Leistungskraft drastisch reduzieren. Der mit sich und seiner Arbeit zufriedene Mensch ist nach wie vor das Herzstück eines Unternehmens. Es werden nur die Betriebe in Zukunft überleben, deren Führungskräfte begreifen, dass die Vitalität und Rentabilität nur durch Menschen gesichert wird, die mit liebenden Herzen sich selbst, ihren Mitmenschen und ihrer Firma wertschätzend begegnen und mit Freude arbeiten. Jeder einzelne Mitarbeiter sowie jede Führungskraft darf sich jetzt entscheiden, ob er sein ‚Mein’, d.h. sich selbst und sein Herz wieder liebend einbringen will in die GeMeinschaft der Firmenfamilie oder ob er es vorzieht, ohne Arbeit viel Zeit zu haben, um sich wieder an den Sinn seines Lebens, Liebens und Arbeitens zu erinnern.

Artikel entnommen aus der Newsage-Ausgabe 6/2011