Krisen hat es im Leben von Männern immer schon gegeben. Aber was wir Männer jetzt in der Breite erleben, ist die Krise des Mannes schlechthin. Und diese Krise hat was Gutes. Sie ist sinnvoll und notwendig für unsere Gesellschaft, für die Partnerschaft zwischen Mann und Frau und für die Wirtschaft. Da unsere Wirtschaft von Männern dominiert ist, ist das ‚Thema der Männer’ ein zentrales Thema der Wirtschaft, die sich in diesen Jahren radikal wandeln wird.
Männer stehen jetzt mehr und mehr mit dem Rücken zur Wand. Viele Männerkörper ächzen vor Schmerzen im Rücken, in den Gelenken, im Kopf und im Leib. Das grassierende Burnout-Syndrom wie zunehmende Depressionen weisen auf das Ausmaß an Erschöpfung hin, in die sich Männer in den letzten Jahrzehnten hinein manövriert haben. Ihre Mägen sind übersäuert, ihr Schlaf gestört und ihr kleiner Mann macht im Bett immer öfter schlapp. Den von sich selbst, seinem Leben und Arbeiten begeisterten Mann, der aufrecht und aufrichtig mit offenem Herzen und Liebe seinen Weg geht, muss man bald unter Artenschutz stellen, sonst stirbt er aus.
Viele Männer haben den Sinn ihres Lebens und Arbeitens aus den Augen verloren, falls er ihnen je bewusst war. Wie konnte es dazu kommen? Es hat vielfältige Gründe, die vor allem im Innern des Mannes und in seiner Vergangenheit liegen, die ungeklärt in ihm gespeichert ist und ihn bis heute steuert.
Seine Leistungen im Jungen und Jungmann-Alter sind meist fremdmotiviert. Er tut das, was er tut, um etwas dafür zu bekommen, nicht weil er das wirklich will und es ihn erfüllt. Kaum einer von uns hat gehört: „Junge, hör immer auf dein Herz und mach nur das, was dir Freude macht, was wirklich für dich stimmt.
Die ersten Männer begreifen jetzt langsam, dass sie sich selbst, ihr Mann-Sein, in den Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit stellen dürfen und müssen. Nicht die Frau ist dafür zuständig, dass es dem Mann gut geht, sondern er selbst darf hierfür seine Verantwortung übernehmen. Er hat in früher Kindheit sein Herz verschlossen für eine Menge an Gefühlen, für seine Ängste, seine Trauer, seine Schwächen, denn schwach sein sollte und wollte er nicht. Sein so lange verschlossenes Herz bricht jetzt immer öfter, die Infarkte, Bypässe, Herzstiche und Rhytmusstörungen zeigen es deutlich.
Der Mann hat nie gelernt, solche Gefühle bejahend fühlen zu lernen. So unterdrückt und verdrängt er sie weiterhin, aber das ist seelischer und körperlicher Selbstmord auf Raten. Gefühle sind Energien, die fließen wollen. Aber sie können es nicht, solange wir sie nicht wirklich zulassen und fühlen. In der Folge greifen sie unseren Körper an, der irgendwann nicht mehr kann.
Die Sinnlosigkeit, die viele Männer angesichts ihres einspurigen Leistungsweges und des oft empfundenen Frusts in ihrer Beziehung empfinden, führt sie in ein Gefühl großer Leere hinein, die sie versuchen zu füllen, sei es mit dem Kick einer Extremsportart, mit Joggen oder in der Muckibude, wo sie ihren schon erschöpften Körper noch weiter quälen oder sie greifen zur Flasche oder Drogen, um sich abzulenken und den Schmerz zu betäuben, dem er sich anders noch nicht stellen kann.
Viele haben das Gefühl, ihr Leben vergeigt, d.h. versagt zu haben. Die Scham hierüber können sie sich jedoch nicht eingestehen, geschweige denn fühlen. So wird sie verdrängt und taucht dann als aggressives Verhalten auf, in der Firma oder im Straßenverkehr.
Die Frauen sind seit einigen Jahrzehnten aktiv auf der Suche nach Wegen zu sich selbst. Sie bevölkern Seminare, machen Yoga oder anderes und vor allem reden sie miteinander über ihre Themen. Hier hinken Männer mächtig hinterher. Sie machen ihren Mund nicht auf, was manche Frauen ihnen übel nehmen.
Wir stehen jetzt am Ende einer langen Männerära, die uns Männer in eine Sackgasse geführt hat. Die Krisen des Körpers und der Psyche, in Partnerschaft und Beruf zwingen uns jetzt, aufzuwachen und uns auf intensive Weise um uns selbst zu kümmern, wenn wir nicht vor die Hunde gehen wollen.
In unseren Firmen sind es vor allem die Führungskräfte, die als erste einen neuen Weg gehen werden. Sie fühlen sich seit Jahren einem zunehmenden Druck von oben und von unten ausgesetzt. Aus Angst, als schwach dazustehen, macht jedoch kaum einer von ihnen den Mund auf und sagt, wie es ihm geht, obwohl es den Kollegen selten besser geht. ‚Durchhalten und aushalten’ ist die Parole, so tun, als ob... Sie sehen bisher keinen Weg, wie sie etwas ändern können, es fehlt ihnen eine Alternative.
Wie kann dieser Weg aussehen?
‚Spirituell’ heißt, dass der Mann ein Herz hat (neben der organischen ‚Pumpe’, die immer öfter kaputt geht), das lieben möchte und vor Freude singen möchte. Jeder Mann wünscht sich im Innern zutiefst Lebensglück, Zufriedenheit, Sinnhaftigkeit, Zugehörigkeit, Erfüllung und anderes. Kein Mann wird jedoch dadurch glücklich, dass er sich mental betätigt (auch die meisten Firmenseminare sind einseitig auf seine mentale Seite, auf den Verstand, ausgelegt) oder dadurch, dass er seinen Körper trimmt.
Die sich jetzt zuspitzenden Kernprobleme unserer Wirtschaft sind zum großen Teil Probleme der Männer. Auch die besten weiblichen Führungskräfte werden diese Probleme nicht lösen können, wenn Männer in leitenden Funktionen nicht beginnen, sich in ihrem Innern zu bewegen anstatt zu versuchen, das alte Spiel des Verdrängens und der Lieblosigkeit sich selbst gegenüber weiterzuspielen.
Buchhinweis:
„So wird der Mann ein Mann!“, Integral-Verlag
Seminare:
„Männern finden wieder zur Freude am Mann-Sein!“
4-Tage –Intensiv Seminar für Männer in Bad Lippspringe, (28.6.-1.7.2012)
Führungskräfte-Tagesseminar in Aachen am 28.10.2012
Menschen verstehen, führen, begeistern
Ein Seminar für Führungskräfte aller Ebenen
Weitere Infos unter www.robert-betz.de