Robert Betz: "Jede Firma ist (auch) ein Kindergarten"

Warum die inneren Kinder in Mitarbeiter und Führungskräften das Klima am Arbeitsplatz bestimmen und zerstören

In jeder Firma, an jeden Arbeitsplatz, kommen täglich nicht nur erwachsene Menschen mit einem vernunftbegabten Verstand. In jedem von ihnen, vom einfachen Mitarbeiter bis zum Chef, steckt auch ein Kind mit vielen Gefühlen, das nicht ‚vernünftig‘ denkt, spricht und handelt, sondern voller Emotionen steckt und zu Unruhe, Streit, Unordnung und Fehlentwicklungen einer Firma entscheidend beiträgt. Wenn wir dieses Kind weiter ignorieren und nicht lernen, es in uns selbst wie im Gegenüber zu sehen, zu verstehen und unser Herz für es zu öffnen, werden immer mehr Firmen in naher Zukunft scheitern. Denn diese Gefühle und das Unvermögen im Umgang mit ihnen sind es, die zu einem Klima des ‚Gegeneinander‘, zu destruktiven Verhaltensweisen, Mobbing, Ausgrenzung und Demotivation an unseren Arbeitsplätzen führen.

Unsere gesamte Vergangenheit tragen wir jeden Tag an unseren Arbeitsplatz. Sie ist nicht in einem Fotoalbum gespeichert, sondern in uns selbst; genauer: die Art, wie wir bis heute über das denken und fühlen, was damals, besonders in unserer Kindheit geschah, steuert das Verhalten fast aller Erwachsener besonders in Konfliktsituationen.

Mit ihrer Vergangenheit sind die wenigsten von uns in Frieden und sie sind nicht frei von ihr. Und zu dieser Vergangenheit gehört vor allem das, was wir in Kindheit und Jugend erlebt und gelernt haben, über uns selbst, über andere Menschen und über das Leben zu denken und zu fühlen. Es sind vor allem die Erfahrungen, die wir in unserer Herkunftsfamilie, mit Mutter, Vater und Geschwistern gemacht haben. Es sind die ‚alten Schuhe‘ (Muster, Verstrickungen, Glaubenssätze), die uns mitsamt unseren unterdrückten und abgelehnten Gefühlen auch am Arbeitsplatz steuern und zu äußerst ‚unvernünftigem‘ Verhalten und Einstellungen bewegen.

Jede Firma ist eine ‚Familie‘, in die jeder unbewusst seine Familiengeschichte hineinträgt und den Zustand der Firma und ihren Erfolg oder Misserfolg miterschafft. Die besondere Qualität der Transformationszeit fördert in diesen Jahren all dies in Menschen zutage, womit sie innerlich nicht im Frieden sind. Daher kumulieren jetzt ‚private‘ Krisen und Probleme mit der sich zuspitzenden Situation an den Arbeitsplätzen.

Viele Untersuchungen der letzten Zeit zeigen deutlich, dass die Phänomene ‚innere Kündigung‘, zunehmende physische und psychische Symptome und Krankheiten und dadurch bedingte Ausfälle, ein zunehmendes Klima des Gegeneinander anstatt des Miteinander samt Verurteilung vieler Vorgesetzte als ‚inkompetent‘ u.a. in den letzten Jahren sehr stark zugenommen haben. In den Führungsetagen steigt das Bewusstsein, dass es ‚so nicht mehr lange weitergeht‘, dass etwas geschehen muss, aber niemand sagt oder weiß genau, was? Die Freude an der Arbeit in einer Gemeinschaft ist bei vielen einem Frustgefühl samt Gefühlen der Wut, Ohnmacht und der Gleichgültigkeit gewichen. Ohne Freude an der Arbeit und ohne das Gefühl der Sinnhaftigkeit verliert der Mensch in der mit ihr verbrachten Zeit Energie. Dies ist der eigentliche Hintergrund für Zustände der Erschöpfung und des Burnout, die jetzt epidemisch zunehmen.

Jeder Mensch muss sich in der Zeit der Abhängigkeit in seiner Familie – in Kindheit und Jugend - mit jedem anderen dort energetisch verstricken, sowohl mit denen, die die Macht über uns haben, mit Vater und Mutter als auch mit Bruder und Schwester, mit denen wir um das begehrte Gut „Aufmerksamkeit, Wertschätzung, Lob und Liebe“ rivalisieren, das sich jedes Kind dringend wünscht, um sein Selbstwertgefühl zu erschaffen und zu stabilisieren. Das Gefühl jedoch, wenig wert zu sein, nicht gut/fleißig/attraktiv/begabt/ ordentlich/diszipliniert genug zu sein, erschaffen sich die allermeisten von uns in Elternhaus und Schule durch die ständig wiederholten Rückmeldungen von ‚oben‘: „Streng dich an. Mach, dass was aus dir wird! Sei nicht so faul/verträumt/verspielt/frech/aufsässig! etc.“ Dieses Kind lebt in jedem erwachsenen Körper weiter. Es ist das Kind, das gelernt hat sich selbst zu verurteilen und dadurch eine Menge an Gefühlen wie Angst, Wut, Ohnmacht, Scham, Kleinheit, Schuld, Neid und Eifersucht zu erzeugen, aber ohne jede Anleitung bliebt, wie es mit diesen Gefühlen umgehen soll und sie daher in sich verdrängt und speichert.

Diese Unfähigkeit, kompetent mit seinen eigenen Gefühlen wie mit den Gefühlen anderer (Mitarbeiter, Chef, Kunde) umzugehen, die unbewusste Suche nach Aufmerksamkeit, Lob und Wertschätzung von Vorgesetzten und Kollegen und der seit der Kindheit stetig verstärkte Druck, ‚es‘ schaffen zu müssen oder ‚mehr und mehr‘ leisten zu müssen, hat in diesen Jahren für Firmen, Organisationen und andere Betriebe (wie Kliniken) zu einer dramatischen, hochexplosiven Situation geführt, für die neue Antworten und Lösungen gefunden werden müssen.

Die Lösung liegt nicht darin, dass Führungskräfte jetzt zu besseren ‚Kindergärtnern‘ ausgebildet werden müssen. Beide, die Führenden wie jeder einzelne Mitarbeiter, dürfen jetzt erkennen, dass das ‚Private‘ und insbesondere die Emotionen in allen Mitarbeitern nicht vor dem Firmeneingang zurückbleiben, sondern dass jeder einzelne jeden Tag durch seine innere Befindlichkeit, seine Gedanken und Gefühle sowie durch sein Sprechen und Handeln das Gesamtenergiesystem der Firma beeinflusst und verändert. Alle dürfen jetzt lernen, ihre Verantwortung für all diese Energien, für Ihre Einstellungen, aber besonders für ihre Gefühle zu übernehmen und diese annehmen, bejahend fühlen und verwandeln zu lernen. Das häufig gehörte Argument, das sei aber schwer, kann nicht wahr sein, wenn wir heute sehen, dass selbst schon Kinder lernen, selbstständig ihre Emotionen zu verwandeln, wie uns viele Eltern schreiben, deren Kinder von sich aus und mit Freude die Meditations-CD „Meine Gefühle werden meine Freunde“ machen und hierdurch z.B. ihre Ängste überwinden.

Führungskräfte wie Mitarbeiter von Unternehmen und Arbeitsplätzen werden in diesen Jahren lernen, mit ihren eigenen Gefühlen sowie mit den Gefühlen ihrer Kollegen, Kunden u.a. kompetent umgehen zu lernen, um hierdurch zu eigenem inneren Frieden zu gelangen und zugleich zu einem wertschätzenden Umgang miteinander entscheidend beizutragen.

In unseren Seminaren, insbesondere auf der „Transformationswoche“, dem 5-monatigen Seminar „Dein Transformationsprozess“ und in den Ausbildungen zum „Transformations-Therapeuten“ und zum „Transformations-Coach für die Wirtschaft“ kommen jährlich viele Hundert männlicher und weiblicher Führungskräfte, die sich dieses praxisnahe Wissen aneignen und an ihre Arbeitsplätze tragen und nicht nur das Klima im Team und in der Firma entscheidend verändern, sondern hierdurch auch die Ertragskraft und den Erfolg der Firma bzw. der Organisation steigern und absichern.