Wovor hast du Angst?

Dass Deine Sonne zu hell scheint?
Dass Dein Schmerz zu leise weint?
Dass Deine Sterne nicht mehr funkeln?
Dass Du Dich verirrst im Dunkeln?

Welche Nähe ängstigt Dich?
Zählst Du meine "Liebst Du mich?"
Glaubst Du denn, im Fallenlassen
wird man seine Schwächen hassen?

Bist Du nicht bei mir daheim?
Lebst Du den erlernten Schein?
Bist mir nah und doch so fern.
Stoß ich denn auf Deinen Kern?

Den Du selbst noch gar nicht kennst?
Weil Du Dir selber vorausrennst?
Hab ich Dir die Fahrt genommen?
Noch bevor Du angekommen?

Wenn ich Dich zum Stillstand zwinge
und Dich in Dein Fühlen bringe,
spürst Du dann die Lungenschmerzen?
Und das Rasen in Dei'm Herzen?

Wo hast Du Deinen Schmerz begraben?
Darf Deine Wunde auch mal klagen?
Sind alle Tränen schon geweint?
Dein inn'res Kind mit Dir vereint?

Durftest Du als Kind auch jammern?
Und Dich an die Sterne klammern?
Du wirkst so reif, so stark, so taff.
Deine Weisheit macht mich baff.

Schreist Du Dir ins eig'ne Herz?
Und verleugnest Deinen Schmerz?
Programmierst Du Deinen Geist?
Weil sonst Deine Haut Dir reißt?

Sind da drunter Deine Wunden?
Unter Deiner Haut verschwunden?
Ihr Blut fließt stetig durch Dein Herz
und nährt den ungehörten Schmerz.

Lass mich in Deine Wunde schau'n,
so geht die Angst - und kommt Vertrau'n. 

© Alexandra Wirth 

Aus ihrem Buch: "Meine Liebe wird dich finden"

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