Das Sternenband

Es war ein Mal ein Sternenband. So wunderschön, frei und unberührt genoss es sein Leben in den lieblichen Wäldern seiner Heimat. Die Natur liebte das Sternenband, denn mit seiner weiblichen Güte wirkte es wohltuend und beruhigend auf Flora wie Fauna.

Eines Tages jedoch reiste ein junger Mann durch das Tal, welches er nie zuvor betreten hatte. Dem hochgewachsenen Jäger entging die Harmonie des Ortes in keinster Weise. Neugierig hielt er die Augen auf, bis sein Blick auf das herrliche Sternenband fiel. Entzückt bat er es mit ihm zu gehen, um Daheim seine Familie zu erfreuen.

Bereitwillig stimmte es zu und verwandelte sich ihm zu Liebe in eine schöne junge Frau mit roten Haaren. Neugierig im guten Glauben trat es neben ihm. Fasziniert von der Art des Sternenbandes erkannte er die Rarität in dessen Augen. "Wie heißt du?", fragte er, ohne den Blick fortzuwenden.

"Nenn mich Sternenband", antworte es mit glockenheller Stimme, lächelnd nahm es auf dem schwarzen Pferd des Jägers platz. So nahm er das Geschöpf mit sich, in sein Land, in die Stadt der Sternenreife. Eine Welt so vollkommen anders, als die der gewohnten Gebiete erschreckten des Gastes Gemüt zunächst, doch die Familie beruhigte das Wesen.

Das Sternenband stach aus deren Zivilisation heraus wie ein Fisch aus einem fliegenden Vogelschwarm. Der Besuch des Jägers sprach sich schnell herum, rasch gewann seine Familie an Ansehen. Denn das Sternenband glänzte ähnlich dem Gold in der Sonne. Ihr zu ehren gab die Jägerfamilie ein rauschendes Fest mit Tanz und Schmaus.

Unwohl fühlte es sich inmitten der Menschenmengen, doch ein Mann abseits des Geschehens beruhigte das Sternenband mit ruhiger, sanfter Stimme. Er erinnerte die rothaarige Frau an ihre Heimat, fern ab von Trubel und Lärm, da bekam es plötzlich Heimweh, sehnte sich nach den freien Wäldern. "Ich bring dich nach Haus"", es war kein Angebot, eher eine Aufforderung, doch das Sternenband nahm es dankbar an. Sie vertraute dem Mann, er sah ihn ihr nicht den goldenen Diamanten, sondern die Persönlichkeit, welche sie war.

"Nein", der Jäger hatte über es gewacht, "erst tanzen wir". Grob nahm er die Frau am Arm, schob sie auf die Tanzfläche. "Endlich", der Jäger dachte nicht an die Freigabe des Sternenbandes, wollte er es doch für sich, Anerkennung wie Lob dafür ernten. Sich in der angeborenen Freiheit eingeengt fühlend, suchte es die Menschen nach dem Manne ab, welcher ihr das Versprechen gab. Im Augenwinkel erkannte es den Mann, wie er von der Familie des Jägers fortgeschleppt wurde.

"Nein...", der Schmerz verwandelte den Glockenklang der Stimme in blankes Wimmern, dahin sah das Sternenband seine Freuheit und sein Glück schwinden. Wie sehr es auch dem Drang nachgehen wollte dem Manne zu folgen, der Jäger hielt es fest in den Armen.

Endgültig erkannte es den Verlust der Heimat mit dem einzigen Menschen, dem es vertrauen konnte. Diese Anekdote ist sehr übertragbar auf Menschen, die zusammenleben und nicht für einander bestimmt sind. Sie leben ein Leben gegen ihre Natur und sie hören nicht das Wimmern in ihren Stimmen. Sie sind abgestumpft und haben ihre Sensibilität und Liebe gegen Macht und Besitzstreben eingetauscht.